Licht in der Dunkelheit
Impuls | 2. Dez 2023

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit © Dirk Kroll
Stellen Sie sich vor, Sie kommen in einer Bildergalerie zu einem Bild mit dem Titel „Licht im Dunkel“! Was ist Ihr erster Eindruck? Welche Details können Sie auf den zweiten und dritten Blick erkennen? Wenn Sie in dieses Bild eintreten, was für einen Platz nehmen Sie dort ein? Welche Gedanken und Gefühle zeigen sich in Ihnen?
Eine Freundin sagt mir: Das erste, was ich sehe, ist ein tief dunkelblauer, weiter Himmel, und ganz hinten irgendwo am Horizont, noch nicht so genau zu orten, ein kleiner Lichtpunkt. Das Ganze erfüllt mich mit Hoffnung und ist sehr verheißungsvoll. Ich sehne mich nach diesem Licht und möchte näher dorthin kommen. Weil es so dunkel ist, muss ich mich sehr achtsam bewegen, den Untergrund mit den Füßen ertasten und erspüren, damit ich nicht stolpere oder falle. Das ist nur möglich, wenn ich langsam gehe. Je weiter ich vorankomme, desto deutlicher wird das Licht für mich. Ich bin gespannt zu erkennen, was dieses Licht beleuchtet, wenn ich angekommen bin. Unterwegs entscheide ich immer wieder, mich nicht durch Schwierigkeiten aufhalten zu lassen und auf dem Weg zu bleiben. Das Licht ist meine Orientierung. Daran richte ich mich neu aus, wenn ich den Weg verliere.“
Im Advent lädt die äußere Dunkelheit uns ein, mehr bei uns selbst zu Hause zu sein, wahrzunehmen, was uns stärkt, aber auch, welche Not in uns Erlösung sucht, welche inneren Dunkelheiten in unserem eigenen Leben und im Zusammenleben der Menschen unserer Erde nach Erhellung rufen. Die Kerzen und Lichter, die wir entzünden, sind Zeichen für die Geborgenheit und den Trost, den wir einander schenken können, für das, was wir selbst beitragen können.
Aber es gibt auch eine Bewegung über unsere eigene Kraft und unsere Begrenzungen hinaus: Wir können das gelingende Leben, den Frieden, den umfassenden Shalom, nicht selbst schaffen. Wir können nur warten und erwarten – ohne schon genau zu wissen und beschreiben zu können, wie es – oder wie ER – sich zeigen wird. So lange müssen wir achtsam – Schritt für Schritt - weiter gehen, bis es geschieht, bis uns ein Licht aufgeht.
Ich habe in diesem Jahr ein Lied entdeckt, das diese Wirklichkeit in sprechende Bilder kleidet. Es ist dem Canticum aus Jesaja 9,1-6 nachgedichtet.
„Das Volk, das noch im Finstern wandelt, / bald sieht es Licht – ein helles Licht. / Heb in den Himmel dein Gesicht, und steh und lausche, weil Gott handelt. Die ihr noch wohnt im Tal der Tränen, / wo Tod den schwarzen Schatten wirft: Schon hört ihr Gottes Schritt, ihr dürft / euch jetzt nicht mehr verlassen wähnen.“ (Text: Jürgen Henkys nach einer holländischen Vorlage von Jan Willem Schulte Nordholt)
In den Dunkelheiten, in denen wir selbst wenig bis nichts mehr vermögen: Kriegen, Krankheiten, Naturkatastrophen… können wir erbitten, dass Gott in uns Vertrauen, Hoffnung und Liebe wachsen lässt. ER ist selbst als kleines ohnmächtiges Kind in unsere Nacht gekommen und hat sie zur Weih-Nacht gewandelt, nicht nur für einige Privilegierte, sondern für alle. Das dürfen wir immer noch erwarten.
Möge es Ihnen gelingen, innezuhalten, sich neu zum Himmel auszurichten. Und möge ER Ihnen die Kraft geben, in den Bedrängnissen standhaft zu bleiben und das Wirken Gottes, Seine Ankunft unter uns stets neu zu erlauschen. ER wird uns nicht alleine lassen.
Wir wünschen Ihnen eine erwartungsvolle und gesegnete Adventszeit und dann: Weih-Nachten!