Auferstehung im Labyrinth des Lebens
In den Ostergottesdiensten von Amiens, Chartres und Reims tanzten die Kleriker zum Gesang der Ostersequenz „Victimae paschali laudes“ (GL 320) durch und um das Labyrinth und warfen sich einen goldenen Ball zu, der die aufgehende Ostersonne symbolisiert.
Wir wünschen Ihnen und uns, dass die Feier von Ostern uns Anteil gewährt an dieser Auferstehungswirklichkeit und dass sie in unserem Leben freudigen Ausdruck finden darf!
Impuls | 20. Apr 2025

Labyrinth im Sonnenaufgang
Wechselnde Pfade, Schatten und Licht, alles ist Gnade, fürchte dich nicht!
In der Fastenzeit haben wir uns mit neuer Aufmerksamkeit auf den Weg gemacht. Wir sind eingetreten in das Labyrinth unseres Lebens, um es achtsam zu durchschreiten. Wir haben uns vorgenommen, die Begrenzungen des Weges nicht zu übertreten und mit Ausdauer auf dem Weg zu bleiben, auch wenn wir manchmal dachten, wir werden nie ankommen. So sind wir gegangen und haben uns eingelassen auf die Kehrtwenden, die uns abverlangt wurden. Den Boden unter unseren Füßen spürten wir. Manchmal schien uns die Mitte zum Greifen nah, dann wieder fanden wir uns ganz am Rand, im Zweifel, ob wir je das Ziel erreichen könnten. Auf manches mussten wir verzichten, um auf unserem Weg bleiben zu können. Unsere Stimmung wechselte. Vielleicht haben wir mit Schwung begonnen, vielleicht sind wir – früher oder später - unserem Chaos begegnet, allem, was unser Leben beschwert und belastet, allem was dem wahren Leben in uns entgegen-steht. Manches gab es, was uns verlocken wollte, den Weg zu verlassen. Vielleicht hat die Erinnerung an unsere Verletzungen, an die Konflikte in unserem Leben uns entmutigt und den Weg aussichtslos erscheinen lassen. Aber wir sind dabei geblieben. In allem, was uns widerfuhr, sind wir weitergegangen, immer weiter, immer tiefer haben wir uns eingelassen. Immer mehr haben wir losgelassen. Unsere Füße haben uns weitergetragen von Umkehr zu Umkehr, bis wir eines Tages, als wir gar nicht mehr da-mit rechneten, plötzlich ankamen, in der Mitte, bei uns selbst, bei Gott…
Oder war es so, dass wir uns gar nicht mehr beweglich fühlten, dass alles stockte und gar nichts mehr ging? Dass wir fast regungslos verharrten, hoffnungslos uns selbst entfremdet? Und dass wir plötzlich spürten: Wir sind nicht allein hier, eine liebevolle Präsenz kommt uns entgegen: Christus ist in das Labyrinth unseres Lebens eingetreten, er ist unsere Wege nachgegangen. ER ist mit uns - ungeachtet unserer Vorstellungen von „in Ordnung“ und „okay“.
Die Osterikonen der Ostkirche zeigen immer wieder, dass Christus hinabsteigt in die Abgründe unseres Lebens und uns herauszieht, dass ER uns in die Freiheit eines neuen Lebens heraufholt.
In der Mitte des Labyrinths halten wir inne. Der Weg war lang. Er ließ sich nicht bemessen nach dem Abstand der Luftlinie, sondern wir haben den ganzen Raum unseres Lebens durchschritten und sind angekommen. Wir sind da. Ganz wir – Schatten und Licht.
Und hier kann Auferstehung geschehen.
Wach auf, der du schläfst, steh auf von den Toten! Und Christus wird dein Licht sein (Eph 5,14).
Auferstehung hat immer etwas Überraschendes an sich. Sie ist nicht plan- und machbar, auch nicht, wenn die besten Voraussetzungen geschaffen werden. Unsere dunklen und schmerzlichen Erfahrungen werden nicht einfach ungeschehen gemacht, und wir werden nicht einfach in einen früheren ungetrübten Zustand zurückversetzt, der uns unbelastet erscheint.
Wir haben Verluste erlitten. Unsere Ansichten über uns selbst und über Gott und die Welt sind ins Wanken geraten. Himmel und Erde sind erschüttert. Das ist die Ausgangssituation.
Aber hineingeführt werden wir in ein Leben, das sich ganz Gott verdankt und ihm alles zutraut. ER ist es, der uns aus dem Tod holt, der uns erlöst von allem, was uns belastet und gefangen hält.
Wir werden zur Freiheit befreit (Gal 5,1).
Und in dieser Freiheit können wir unseren Weg von neuem gehen. Wir machen uns auf und tragen die Auferstehungshoffnung mit uns in all die Situationen unseres Lebens, denen wir wieder begegnen werden. Im Licht Christi können wir sie neu und anders ansehen.
In den Ostergottesdiensten von Amiens, Chartres und Reims tanzten die Kleriker zum Gesang der Ostersequenz „Victimae paschali laudes“ (GL 320) durch und um das Labyrinth und warfen sich einen goldenen Ball zu, der die aufgehende Ostersonne symbolisiert.
Wir wünschen Ihnen und uns, dass die Feier von Ostern uns Anteil gewährt an dieser Auferstehungswirklichkeit und dass sie in unserem Leben freudigen Ausdruck finden darf!